Order im Wohnungsbau weiter im freien Fall
Die heute veröffentlichten Auftragseingang- und Umsatzindex des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2022 kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe:
„Wie befürchtet, sehen wir die Auftragserteilung im Wohnungsbau weiter im freien Fall. Dabei hat sich das Tempo des Rückganges im Dezember 2022 ein weiteres mal erhöht.
Laut des Statistischen Bundesamtes sind die Order im Wohnungsbau im Dezember um nominal 21 Prozent zurückgegangen. Real bedeutet das einen Rückgang um ca. 32 Prozent zum Vorjahreswert. Die hohen Finanzierungs- und Baustoffkosten bremsen die Investitionsbereitschaft weiter aus. Im gesamten Jahresverlauf sind die Order im Wohnungsbau zum Vorjahr real um 16,5 Prozent eingebrochen. Und die Entwicklung der beantragten Baugenehmigung lassen uns nicht zuversichtlicher in die nächsten Monate schauen.
Noch bauen die Unternehmen die Auftragsbestände ab. Aber die Zeichen stehen auf Sturm. Sollte sich die kritische Lage im Wohnungsbau verfestigen und die Aufträge weiter abstürzen, wird es nicht nur für Mieterinnen und Mieter in Großstädten immer schwieriger. Es besteht auch für die Branche die erhebliche Gefahr, den Beschäftigtenstand nicht halten zu können. Angesichts der immensen Bauaufgaben, gerade im preiswerten Wohnungsbau, wäre das verheerend.
Die Baubranche hat in den letzten 12 Jahren rund 200.000 Beschäftigte neu eingestellt, um die enorme Baubedarfe bei Wohnungen, Schulen und Infrastruktur realisieren zu können. Das geschah im Vertrauen darauf, dass die Rahmenbedingungen für eine verlässliche Auslastung sorgen. Die Bedarfe bleiben weiter bestehen, dafür müssen wir den entsprechenden Fachkräftebestand halten.
Damit Bauherren wieder Mut fassen und die Investitionsbereitschaft wieder steigt, müssen weitere Baukostensteigerungen vermieden und die Zinslast begrenzt werden. Die bestehende Kopplung der Sonder-Afa im Mietwohnungsbau und der KfW-Förderprogrammen an das EH40- Niveau konterkarieren offensichtlich die Nutzung der Programme. Das sehen wir ganz klar daran, dass erteilte Baugenehmigungen mittlerweile kaum noch zu Bauaufträgen führen. Derzeit rechnen wir für 2022 mit 280.000 fertiggestellten Wohnungen, 2023 mit 245.000 Wohnungen, was einem Minus von 12,5 Prozent entspricht.
Politische Aufgabe ist es nun, alles daran zu setzen, dass aus der Konjunkturdelle kein tiefes Tal wird. Weitere ordnungsrechtliche Verschärfungen müssen vermieden werden, die Förderpolitik muss wieder Investitionsanreize setzen. Nur so werden wir weiter rückläufige Baufertigstellungszahlen verhindern“, so Pakleppa.
Das Statistische Bundesamt hat zum Jahresende auch zur Umsatzentwicklung im Bauhauptgewerbe in allen Betrieben berichtet. Demnach erreichte der Umsatz im Wohnungsbau 61,4 Mrd. € nominal ca. +10,9 Prozent, real -4,5 Prozent, im Wirtschaftsbau 56,9 Mrd. €, nominal +11,7 Prozent, real -4,4 Prozent und im öffentlichen Bau 42 Mrd. €, nominal +9,3 Prozent, real -6,2 Prozent. Insgesamt erreichte der Umsatz im Bauhauptgewerbe 160,4 Mrd. €, nominal +10,8 Prozent, real -5,1 Prozent. Der hohe Anstieg der Kosten für Baumaterial hat die Preisentwicklung für Bauleistungen im Jahr 2022 auf 16,7 Prozent getrieben. So legten die Preise für Betonstahl im Jahresverlauf um ca. 32 Prozent, die für Zement um 21 Prozent und kunststoffbasierte Produkte um 15 Prozent bis 30 Prozent zu. Für Bitumen und Dieselkraftstoffe stiegen die Preise um 40 Prozent.
Die Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe beziffert das Statistische Bundesamt für 2022 bei 926.660 Das sind gut 15.000 mehr als im Vorjahr.
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