Wohnungsbauorder seit 16 Monaten rückläufig: „Auftragslage ist eine Katastrophe“

Die heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Auftragseingänge im Wohnungsbau und die nach einer SPIEGEL-Information bekanntgewordenen Punkte des Regierungspapiers zum Wohnungsgipfel kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe:

„Noch drehen sich die Kräne auf den Wohnungsbau-Baustellen, aber die Auftragslage ist eine Katastrophe. Bei einem Orderrückgang im Wohnungsbau von real 11 Prozent im Juli 2023 gegenüber dem Vorjahreswert darf man nicht vergessen, dass wir diesen Rückgang auf einen Vorjahreswert von minus 20 Prozent drauflegen. Seit sechzehn Monaten hält jetzt der Negativtrend im Wohnungsbau an – und ein Ende ist nicht in Sicht. Für viele Unternehmen wird es immer schwieriger, Projekte zu akquirieren und die Beschäftigung abzusichern.

Auf dem heutigen Wohnungsgipfel wird sich zeigen, ob die Regierung etwas gegen die Abwärtsspirale tun will. Die bisher bekannten Punkte aus dem Regierungspapier zum Wohnungsgipfel begrüßen wir. Es ist gut, dass die Bundesregierung auf die Festlegung des EH-40 Standards als gesetzlichen Mindeststandard in dieser Legislaturperiode verzichtet. Wir hatten dies als erster Verband gefordert, um der eingebrochenen Wohnungsbaunachfrage einen Schub zu geben. Jedes gebaute EH-55-Haus ist angesichts des Wohnraummangels besser als kein EH-40-Haus. Entscheidend ist jetzt, dass auch das EH-55-Haus entsprechend gefördert wird, damit die Nachfrage in Gang kommt.

Eine gute Entscheidung ist auch, den Erwerb von Wohneigentum für Familien stärker zu fördern. Laut der Spiegel-Berichterstattung sollen wie von uns gefordert die Einkommensgrenzen auf 90.000 Euro im Jahr heraufgesetzt werden. Wir gehen davon aus, dass nun weit mehr Familien sich den Traum von Eigenheim wieder erfüllen können. Ob die Erhöhung der Kredithöchstbeträge um 30.000 Euro ausreicht, ist zweifelhaft – wir hatten eine Verdoppelung gefordert. Das Programm „Jung kauft alt“, mit dem die Regierung den Erwerb von sanierungsbedürftigen Bestandsgebäuden fördern will, begrüßen wir ebenfalls. Hier entscheidet aber die Höhe der Förderung, die noch unbekannt ist, darüber, ob junge Menschen in den Bestand investieren werden.

Richtig ist, dass die Regierung Abstand nimmt von der Einführung einer Sanierungspflicht für einzelne Wohngebäude auf EU-Ebene. Diese hätte insbesondere bei jungen Menschen zu Verunsicherung und Sanierungsangst geführt. Hier danken wir insbesondere Bauministerin Geywitz, die sich schon früh dafür eingesetzt hatte, von dem Vorhaben Abstand zu nehmen.

Mit Spannung warten wir auf die Veröffentlichung der weiteren Punkte des Maßnahmenpapiers der Bundesregierung. Bis die Impulse für den Wohnungsbau wirken, muss die Politik helfen, die Beschäftigten an Bord zu halten: Die Baubranche braucht eine Kurzarbeitergeld-Regelung mit vereinfachten Zugangsvoraussetzungen und eine zumindest teilweise Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge.“

Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes liegen die Order im Bauhauptgewerbe insgesamt per Juli real um 11% unterhalb des Vorjahreswertes, dabei im Wohnungsbau bei -27 Prozent. Stützend wirken Aufträge aus dem Tiefbau. Hier wird das Vorjahresniveau mit -2 Prozent nur knapp verfehlt. Dies ist maßgeblich auf die Nachfrage der Deutschen Bahn aber auch den Infrastrukturausbau zurückzuführen.
Die Zahl der Beschäftigten liegt in den Betrieben mit mehr als 20 Beschäftigten jahresdurchschnittlich bei 532.400 und hält damit noch das Vorjahresniveau; (+1,5 Prozent). Der Umsatz in diesen Betrieben erreichte bis Juli 59,4 Mrd. Euro ein realer Rückgang um 4,6 Prozent.

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